Sonntag, 8. Mai 2016

Mein #muttertagswunsch: Anerkennung für mein Sternenkind - Unterstützung für verwaiste Eltern

Mein #muttertagswunsch: Anerkennung für mein Sternenkind - Unterstützung für verwaiste Eltern. Zum Muttertag habe ich einen wichtigen Wunsch, der über Blumen und Geschenke hinausgeht. Auf Küstenkidsunterwegs stelle ich ihn Euch vor: Sternenkinder sollen als solche anerkannt werden, Sternenmamis bzw. Sterneneltern die Hilfe und Unterstützung bekommen, die ihnen zusteht.
 
Moin, Ihr Lieben!

Heute ist Muttertag, und gleich werden wir zu einem wunderbaren Picknick am Strand aufbrechen. Ich werde mit meinen Küstenkindern spielen und toben, die Füße ins Wasser halten und anschließend erschöpft und glücklich in der Sonne liegen. Ich werde den Tag genießen und dankbar sein für jede Sekunde. 

Und doch wird der Moment kommen, an dem dieser Tag kippt. An dem ich weinen werde, wahrscheinlich am Abend, wenn meine geliebten Kids schlafen, es ruhig im Haus wird und die Dunkelheit kommt. Dann werde ich den Kopf auf den Küchentisch legen und weinen, weinen, weinen, bis mir die Augen überlaufen. Denn heute ist Muttertag und ich habe nicht nur zwei wunderbare, quicklebendige Küstenkinder, sondern auch ein totes Kind. An einem Tag wie diesem vermisse ich mein Küstensternchen, das viel zu früh von uns gegangen ist, umso mehr; ich vermisse es einfach schrecklich.

Und deshalb habe ich einen Wunsch zum Muttertag, der über das Picknick am Strand und die Blumen und Geschenke, die frau üblicherweise an diesem Tag bekommt, hinausgeht. Einen richtig dringlichen und wichtigen Wunsch, den ich hier deutlich äußern möchte, vielleicht deutlicher als manches, was Ihr von mir gewohnt seid. Doch er kommt aus tiefstem Herzen.

Aus diesem Grund mache ich mit bei der unter dem Hashtag #muttertagswunsch bzw. #vatertagswunsch ins Leben gerufenen Aktion von Mutter.Seele.SonnigMama arbeitet und Family Unplugged, bei der es darum geht, nicht bei den Blumen und dem Selbstgebastelten stehen zu bleiben. Sondern zu sagen, was man/frau wirklich braucht, die gesellschaftlichen und politischen Mutter- und Vatertagswünsche laut werden zu lassen, die einem auf dem Herzen und in der Seele brennen. In den letzten Tagen ist dazu schon viel geschrieben worden; viele relevante Dinge, denen ich zustimme, aber die ich hier nicht noch einmal aufzählen werde. Stattdessen möchte ich meinen Muttertagswunsch los werden, der einerseits ein persönliches Anliegen ist, andererseits aber auch viele andere Eltern betrifft, die in einer ähnlichen Situation sind.

***
Versteht mich nicht falsch, die Blumen und Geschenke sind wunderbar, und ich brauche sie durchaus. Weil sie etwas Gutes sind, weil ich mich daran freue. Weil sie mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern, weil sie mir die schönen Seiten des Lebens zeigen. Deshalb brauche ich sie, denn das Leben mit einem leeren Bauch und einem vollen Herzen ist oft schwer, auch wenn man das von außen vielleicht nicht so sieht. Und jedes bisschen Freude hilft mir. Es hilft mir durch den Tag und durch den Alltag, es hilft mir, nicht in der Trauer zu versinken, nicht in ihr unterzugehen. 

Meine Trauer selbst kann niemand ändern. Niemand kann mir dieses Kind, dessen Herz aus unerfindlichen Gründen aufgehört hat zu schlagen, zurückgeben. Doch in unserer Gesellschaft, in unserem Umgang mit all den verlorenen und zu früh gestorbenen Kindern und ihren verwaisten Eltern kann sich etwas ändern, und darauf richtet sich mein #muttertagswunsch.

Mein Herz und meine Seele sind bei meinem Sternenkind. Aber nicht nur bei ihm, sondern auch bei all den vielen, vielen anderen verlorenen Kindern und ihren Sternenmamis und -papis. Ja, wir sind viele, richtig viele, auch wenn kaum jemand darüber spricht.

Daher lautet mein sehnlichster #muttertagswunsch, auch stellvertretend für all die anderen Sternenmamis und Sternenpapis :

ANERKENNUNG UND WÜRDIGUNG FÜR UNSERE STERNENKINDER, HILFE UND UNTERSTÜTZUNG FÜR DIE VERWAISTEN ELTERN. 

 *
Das heißt konkret:

Ich brauche...

...eine Gesellschaft, Freunde und Verwandte, die mein verstorbenes Baby als mein Kind anerkennen, es würdigen und wertschätzen, egal, wie lange es innerhalb oder außerhalb des Mutterbauchs gelebt hat. Die mir erlauben, traurig zu sein und um mein Kind zu trauern, und in meinem eigenen Tempo wieder aufzustehen und zu heilen.
 
... kompetente, einfühlsame und verständnisvolle Ärzte und Krankenschwestern, die zu diesem Thema speziell ausgebildet sind und mit mir, meinem Kind und unserer ganzen Familie über das rein medizinische hinaus behutsam und fürsorglich umgehen und mir den schweren Abschied wenn auch nicht leicht, so doch so würde- und liebevoll wie irgend möglich machen.
 
...Hebammen, die sich meiner und meines Körper liebevoll annehmen, um im "kleinen" Wochenbett und in der Nachsorge den Grundstein dafür zu legen, dass ich wieder auf die Beine kommen und für meine Familie da sein kann.

... Mutterschutz auch bei Fehlgeburten bzw. die Möglichkeit, sich für die schlimmste Zeit nach dem Verlust krankschreiben zu lassen, damit ich nicht unter Schmerzen bei der Arbeit sitzen und weinen muss.
 
...eine unkompliziert und unbürokratisch bereit gestellte Haushaltshilfe, die uns in der  Zeit versorgt, in der ich nach der Geburt oder Operation nicht in der Lage bin, das Bett zu verlassen. Die das Nötigste erledigt, so dass wir trauern können und trotzdem etwas zu essen haben.

...Rückbildungskurse für Frauen wie mich. Denn mein Beckenboden muss genauso wieder fit werden wie der der glücklichen frischgebackenen Mamis; nur dass ich es aus offensichtlichen Gründen nicht schaffen werde, mit diesen und ihren süßen Babys zusammen zu turnen.
 
... Krankenkassen, die das bezahlen und denen bewusst ist, dass diese Kosten nichts im Vergleich denjenigen sind, die die physischen und psychischen Spätfolgen auslösen, wenn ich nicht wieder ohne weiteres auf die Beine komme.

... verständnisvolle Arbeitgeber, bei denen ich weder bei einer ge- noch bei einer mißglückten Schwangerschaft um meine Stelle fürchten muss.
 
... eine Urkunde bzw. einen Eintrag ins Familienbuch, denn auch mein verstorbenes Kind gehört unwiderruflich zu unserer Familie; und das soll dokumentiert werden.
 
... Gesetze, Friedhofsordnungen und Regelungen der Kliniken, die mir ermöglichen, mich von meinem Sternenkind so zu verabschieden und es so zu begraben, dass es in Würde und Liebe zur letzten Ruhe gebettet werden kann. Plätze auf Friedhöfen für Sternenkinder, nicht nur als Sammel- sondern auch als Einzelgräber.
 
... einen Zuschuss zu den Beerdigungskosten, damit diese nicht der beschränkende Faktor für eine würdevolle letzte Reise werden.
 
... gut ausgebildete Seelsorger*innen und Trauerbegleiter*innen, die sich sowohl direkt nach dem Verlust als auch in den nächsten Monaten und Jahren um uns kümmern, denn Trauer kennt kein zeitliches Limit.
 
... Informationen, die mir möglichst niedrigschwellig zur Verfügung gestellt werden und mich verständlich und umfassend über alle Regelungen, medizinische Möglichkeiten und Hilfsangebote informieren, wenn ich unter Schock stehe und nicht den üblichen Grips und die Kraft für eine mühevolle und zeitaufwendige Recherche besitze.
 
... und vor allem eine Gesellschaft, in der dieses so unglaublich häufige und eigentlich allgegenwärtige Thema nicht ständig verschwiegen wird, sondern seinen natürlichen, anerkennenden und mit Liebe und Verständnis gefüllten Platz hat.
 
Die Liste ließe sich ergänzen; ich habe bestimmt irgend etwas vergessen, was mir vor Trauer oder Schlaflosigkeit entfallen ist. Bitte zögert nicht, sie fortzusetzen!

***
Ich weiß, das war ein trauriger Post. Ich hoffe, Ihr hattet trotzdem einen schönen Tag!

Und jetzt seid Ihr dran: Was braucht Ihr? Was wünscht Ihr Euch sehnlichst? Was ist Euch am Mutter- bzw. Vatertag wirklich wichtig? Ich freue mich auf Eure Anregungen und Kommentare. Macht gerne mit! Denn wenn wir Eltern nichts dazu sagen - wer dann?!

Weitere Beiträge zu diesem harten, aber wichtigen Thema findet Ihr in meiner Rubrik Sternenkinder. Es gibt zudem noch einen weiteren Text zum Muttertag für alle Sternenmamis. Hilfs- und Unterstützungsangebote, auch regionsübergreifend bzw. deutschlandweit, findet Ihr ebenfalls bei mir. Hinweise zu einer Art erste Hilfe für Eltern von Sternenkindern könnt Ihr ebenfalls hier auf dem Blog lesen. 

 Ahoi und fühlt Euch umarmt
 
Eure Küstenmami


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9 Kommentare :

  1. Liebe Küstenmami,

    deine Liste bietet interessante Ansätze, zum Teil gibt es diese Möglichkeiten schon, von denen viele aber nicht wissen. Auch ich musste mich mit dem Thema - leider - auseinander setzen, wie es nach einer Fehlgeburt weiter gehen soll, weswegen ich zu ein paar Punkten bei dir meine Informationen mitteilen möchte.

    Soweit ich weiß, gibt es schon die Möglichkeit ein Sternenkind in das Stammbuch der Familie eintragen zu lassen. Ob dies Bundeslandabhängig ist, kann ich jetzt nicht genau sagen, müsste aber überall möglich sein.

    Auch hat man, ebenfalls soweit ich weiß, ein Recht auf die Begleitung einer Hebamme, auch bei einer Fehlgeburt.

    Wenn man nach einer Fehlgeburt eine Operation hatte, wird man auch soweit ich weiß, automatisch krank geschrieben. Wie lange, kann man sicherlich mit den behandelnden Ärzten oder dann dem Hausarzt abstimmen. Wie das allerdings ohne Operation ist, kann ich nicht sagen. Mein Chef war zum Glück sehr verständnisvoll und ich war 1 1/2 Tage zu Hause (zu Hause wäre mir die Decke auf den Kopf gefallen, aber das sieht jeder natürlich anders).

    Zu den Informationen, welche Möglichkeiten es nach einer Fehlgeburt geben kann, stimme ich dir voll und ganz zu! Ärzte und Krankenhäuser "drängen" quasi zu einer Ausschabung (bringt ja auch viel mehr Geld), als den Körper machen zu lassen. Ich bin froh, dass ich zum einen Sonntagabends im Krankenhaus war (da werden keine Operationen durchgeführt) und mein Frauenarzt im Urlaub war. Ich wüsste nicht, wie ich mich entschieden hätte, wenn ich von 2 unterschiedlichen Stellen zu einer Ausschabung gedrängt worden wäre. So hat mein Körper das alles wunderbar ganz von alleine gemacht und dies hat mir auch das Vertrauen in mich und meinen Körper nach der Fehlgeburt wieder gegeben.

    Zu deinen anderen Punkten kann ich nur sagen, dass dies jeder sicher anders fühlt und benötigt. Ich habe keine Kinder und brauche keine Familienbetreuung. Wenn ich allerdings 2 Kinder hätte wie du, ist das sicher sinnvoll.

    Huch, das war jetzt aber viel Text. 0:)

    Viele Grüße
    Plü

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    1. Vielen lieben Dank für Deine Hinweise, das ist sehr wertvoll! Und obwohl wir uns nicht kennen, würde ich Dich jetzt am liebsten drücken...

      Viele liebe Grüße!
      Küstenmami

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    2. Dann fühl ich mich jetzt einfach virtuell ganz fest gedrückt und du dich bitte auch. <3

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  2. Hallo Küstenmami,
    Deinem Text ist nichts hinzuzufügen! So viele wichtige Punkte!

    Da ich nicht weiß, ob Du diese Info bereits hast, möchte ich Dir zu dem Punkt Rückbildung aber gerne schreiben, dass die Zukunftswerkstatt in Kiel zum Beispiel solche Kurse für verwaiste Mütter anbietet. Auf der Homepage steht "Termine auf Anfrage".

    Viele Grüße und weiterhin alles Gute auf Eurem Weg
    Katrin

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    1. Danke für den Tipp, liebe Katrin! Ich schaue gleich mal ins Programm...

      Ganz liebe Grüße
      Küstenmami

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  3. Ich lese heute alle 90 Blogbeiträge, um die Aktion #muttertagswunsch auszuwerten, und bei Deinem Eintrag laufen mir die Tränen runter. Deine Wünsche sind natürlich in der Aktion mit dabei, und ich wünsche Dir alles Gute, ich denk an Dich und alle Deine Küstensternchen!

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    1. Danke, Du liebe Mutterseele! Ja, es würde mir viel bedeuten, wenn meine Wünsche gehört würden, auch wenn mir das mein Küstenmini natürlich nicht zurückgeben kann. Ich danke Dir für Deine wundervolle Aktion!!!

      Alles Liebe
      Küstenmami

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  4. Alles Liebe Dir, ich umarme Dich. Ich fühle mit und finde es ganz schön wacker von Dir dass alles zu formulieren und Dich dem zu stellen. GlG! Sirit

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    1. Danke, Du Liebe! Ich glaube, langfristig geht es nicht anders als sich dem zu stellen und in meinem Fall auch zu formulieren bzw. darüber zu schreiben. Auch, damit das Thema endlich aus der Tabuzone kommt!

      Ganz liebe Grüße
      Deine Küstenmami

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